Fürs «Y-Magazin» gibts jährlich 385 000 Franken, während Kulturveranstalter durchschnittlich 4400 Franken Unterstützungsbeiträge erhalten.

«Ich wünschte mir ein ähnliches Magazin-Projekt für die Kultur.» Das sagt der in Basel wohnhafte Schwyzer Künstler Bruno Steiner, der die oft kritisierte Schwyzer Kulturförderung untersucht. Er reagiert auf die Veröffentlichung des «Boten», wonach das «Y-Magazin» vom Kanton per Leistungsauftrag die nächsten vier Jahre weiterhin mit jährlich 385 000 Franken unterstützt wird.

Steiner lobt ausdrücklich die Arbeit des zuständigen Amtes für Wirtschaft, ergänzt aber: «Wenn so viel Geld investiert wird, dann würde ich es grafisch und konzeptionell aktualisieren und viersprachig publizieren.» Die oft festzustellende Verwirrung, es handle sich um ein Magazin von offizieller kultureller Seite, berge immerhin Potenzial: Es sei ein sehr gutes Produkt für die Wirtschafts- und Standortförderung. Offenbar behandle das Amt mit dem «Y-Magazin» auch Themen, «welche eigentlich in der Kultur vermutet werden».

Theater Arth
Hat ein Millionenbudget und erhält vom Kanton jeweils rund 17 000 Franken Unterstützung: Das Theater Arth, das weit über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt ist und Gäste anzieht.
Bild: Christian Ballat

457 000 Franken für 103 verschiedene Anlässe

Dass sich der Kanton das «Y-Magazin» so viel kosten lässt, welches zudem Aufträge nach München und Thailand vergibt, sorgt im Kulturbereich für Ärger. Die meisten Kulturschaffenden können von Beträgen in dieser Grösse nämlich nur träumen. Sie wären schon zufrieden, wenn sie nur ein klein wenig mehr Geld als heute bekommen würden.

Ein Blick in den Fördertopf lässt das neu lancierte Kulturmagazin des Kantons zu. In der ersten Ausgabe des neuen Hefts mit dem Titel «szene» sind jene 103 Events und Kulturorganisationen aufgelistet, die zwischen Dezember 2022 und April 2023 Geld aus dem Lotteriefonds erhielten. Insgesamt sind es 457 000 Franken. Das macht im Durchschnitt circa 4400 Franken aus.

Das Staunen ist gross, öffentlich dazu stehen, wollen nur wenige. Einer, der das Vorgehen, wie der Kanton mit dem Lotterfondsgeld umgeht, «nicht korrekt» findet, ist Sandro Forni, Präsident des Theaters Arth. Er sagt: «Unser Budget beläuft sich pro Saison auf zirka eine Million Franken. Dafür erhalten wir rund 17 000 Franken an Unterstützungsbeiträgen.»

Dazu muss das Theater jedes Jahr einen Antrag stellen, weil es im Gegensatz zum «Y-Magazin» keinen Leistungsauftrag hat. Das Theater Arth ist über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt und bringt Publikum in den Kanton. Der grosse Teil der Freiwilligen arbeitet für eine kleine, symbolische Entschädigung. «Anders ginge es gar nicht», so Forni. «Hässig» sei er nicht, aber er empfinde die Verteilung der Gelder «so gesehen wirklich als ungerecht». Forni: «Ich denke, dass auch wir sicher ein bedeutendes kulturelles Aushängeschild für den Kanton sind.»

Selbst Stephan Landolt, Präsident des Vereins SchwyzKultur+, der mit rund 160 000 Franken pro Jahr alimentiert wird, zeigt ein gewisses Verständnis für jene, «die sich nun ärgern».

Unverständnis wird auch in der Politik laut: Die Regierung sei dagegen, alle Stelleninserate in der Lokalpresse zu veröffentlichen und gebe da so viel Geld aus. «Lotteriefondsgelder müssten zwingend im Kanton eingesetzt werden», fordert SVP-Präsident Roman Bürgi (Goldau) deshalb. Er frage sich, wie nachhaltig das «Y-Magazin» sei und hält die Handhabung des Lotteriefonds «für fragwürdig».

«So gesehen, ist das wirklich ungerecht.»

Präsident Theater Arth

Publiziert im Bote der Urschweiz
Jürg Auf der Maur, 28.06.2023


Nachgefragt

«Wir erhalten pro Jahr 160 000 Franken»

Der kantonale Kulturverein SchwyzKultur+ wird vom Kanton unterstützt. Präsident Stephan Landolt erklärt, weshalb die Kultur weniger erhält als das «Y-Magazin».

Stephan Landolt

Das «Y-Magazin» erhält 385 000 Franken aus dem Lotteriefonds.

Die Geldsumme für das «Y-Magazin» und für SchwyzKultur+ kann nicht eins zu eins verglichen werden. Es geht um zwei unterschiedliche Anliegen.

Das heisst?

SchwyzKultur+ erhält vom Kanton aufgrund einer Leistungsvereinbarung über drei Jahre etwas mehr als 70 000 Franken für das Kulturportal www.schwyzkultur.ch und die Kulturnewsletter. Hinzu kommen 90 000 Franken für die Organisation und die Durchführung von Projekten und Events, zum Beispiel das Kulturwochenende, ausgelöst auf Antrag der Kulturkommission des Kantons. Das heisst, dass gemäss Leistungsvereinbarung SchwyzKultur+ pro Jahr rund 160 000 Franken aus dem Lotteriefonds des Kantons zugesprochen bekommt.

Für das «Y-Magazin» werden pro Jahr 385 000 Franken für die nächsten vier Jahre zugesichert. Fühlen Sie sich als Präsident von Schwyz Kultur+ vor den Kopf gestossen?

Ich muss da differenzieren: Erstens wird einem dafür gratis ein Heft zur Verfügung gestellt, zweitens ist es wunderschön aufgemacht, und drittens kostet allein der Druck eines solchen Magazins heute sehr viel. Andererseits würden wir es natürlich begrüssen, für wirklich kulturelle Projekte und die Kunstschaffenden etwas mehr Finanzen zur Verfügung zu haben.

Haben Sie Verständnis für die Kulturschaffenden, die kein Verständnis haben, dass so viel Geld ins «Y-Magazin» fliesst, während sie selber knapp gehalten werden?

Ich habe zum Teil Verständnis für den Kanton, zum Teil aber auch für jene, die sich nun ärgern. Grund für einen Aufstand sehe ich aber nicht. Man muss wissen, dass es sich beim «Y-Magazin» auch um Kultur handelt, wenn auch um eine andere. Ich verstehe, dass gestritten werden kann, ob der Lotteriefondsartikel eingehalten wird oder nicht.

Aber?

Letztlich geht es auch hier, wie gesagt, um eine Art Kultur, auch wenn beim «Y-Magazin» ganz spezifisch die Wirtschaftsförderung im Vordergrund steht. Vielleicht gäbe es in Zukunft eine Möglichkeit, Kultur und Wirtschaft sich näherzubringen, eine engere Zusammenarbeit zum wirtschaftlichen und kulturellen Nutzen unseres Kantons.


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