Die Kultur- und Bildungskommission ist bereit – wenn auch nicht einstimmig –, der Bibliothek Werner Oechslin mit jährlich 
600000 Franken unter die Arme zu greifen. Das kann auch die Verantwortlichen des Kult-Turms in Seewen freuen.

An der ersten Sitzung der Schwyzer Bildungs- und Kulturkommission, die in der Bibliothek Werner Oechslin in Einsiedeln stattfand und damit am Ort, der zugleich das Thema war, über das an der Sitzung entschieden werden sollte, gab es noch Fragen. Die Kommission für Bildung und Kultur des Schwyzer Kantonsrates verlangte von der Regierung genauere Auskünfte, weshalb der Kanton in den nächsten vier Jahren die Bibliothek mit jeweils 600000 Franken unterstützen soll.

Jetzt, nachdem die Regierung die Antworten vorgelegt hat, ist der Fall offensichtlich klar. Die Kommission habe feststellen können, dass die offenen Fragen beantwortet worden seien, heisst es in einer Medienmitteilung von Kommissionspräsident Roger Züger (FDP, Schübelbach).

Kommission spricht von 600 000 Franken

Die Ausgaben seien mit den beantragten 600000 Franken «erheblich», wurde festgestellt. Entsprechend «intensiv und kontrovers» sei diskutiert worden. Den Kommissionsmitgliedern ist das Anliegen das Geld aber wert. Die Kommission anerkenne «den grossen Wert und die internationale Strahlkraft, welche die Bibliothek als Ausbildungs- und Forschungsinstitution für die Hochschullandschaft der Schweiz darstellt». Entsprechend stimmt die Kommission dem Geschäft nun zu.

Die Bibliothek ist in Schieflage geraten, weil die ETH Zürich, wo der mittlerweile pensionierte Gründer der Sammlung, Werner Oechslin, als Dozent tätig war, den Nutzungsvertrag gekündigt hat. Nun soll der Bund mit einer Million Franken, der Kanton Schwyz mit 600000 Franken, die Hochschule Luzern mit 100000 Franken und der Standortbezirk Einsiedeln mit rund 50000 Franken pro Jahr die Zukunft des Werks retten. Sie alle sollen gemeinsam die veranschlagten Betriebskosten von total zwei Millionen Franken jährlich tragen.

Der Bund soll zudem der Familie Oechslin für rund 14,5 Millionen Franken einen Teil der Bücher abkaufen. Weil die Bibliothek gemäss Regierungsangaben personell «seit Jahren unterdotiert» war, soll der Stellenplan von 380 auf 1130 Stellenprozent erhöht werden. Zudem gab die Regierung bekannt, dass sie bereits 2011 eine Million Franken aus dem Lotteriefonds bezahlt hat.

600000 Franken für 3,2 Gäste pro Tag?

Das dürfte nicht zuletzt die Initianten des Kult-Turms in Seewen positiv stimmen, die vor Kurzem ein Gesuch an den Lotteriefonds um finanzielle Unterstützung gestellt haben (siehe Ausgabe vom Freitag). 2023 wurde die Bibliothek nämlich mit 287200 Franken aus dem Lotteriefonds unterstützt. Geld aus dem Lotteriefonds – unter der Rubrik Kultur – wurde zudem 2022 verbucht. Im entsprechenden Jahresbericht wurden damals aber noch keine Zahlen veröffentlicht. Interessant: Obwohl die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin als Bildungs- und Forschungsvorhaben «verkauft» wird, sind die Bezüge 2023 und 2022 im Lotteriefonds unter dem Stichwort «Kultur», nicht aber in der Rubrik «Bildung und Forschung» abgebucht.

Die Kantonsratssession Ende Juni dürfte also spannend werden. Zu reden wird dann wohl auch geben, inwieweit eine solche Bibliothek eine Aufgabe des Staates ist und ob und wie weit sie vom Publikum getragen wird. Die Bibliothekszahlen halten sich gemäss Regierungsantworten eher im bescheidenen Rahmen. 2023 konnten 200 Studierende gezählt werden, dazu kommen 410 Personen, die Veranstaltungen besuchten. Zudem gab es 18 Führungen mit 250 Personen, 122 Personen besuchten eine Ausstellung, und 200 wohnten einem Konzert bei. Das sind 1182 Gäste für das ganze Jahr oder pro Tag im Schnitt etwas mehr als drei Personen.

Kommission war sich nicht einig

Auf Nachfrage des «Boten» gab Kommissionspräsident Züger bekannt, dass der Entscheid nicht einstimmig fiel. «Da die Diskussion schon sehr kontrovers geführt wurde, war auch die Abstimmung nicht einstimmig», ergänzte Züger die Medienmitteilung, die ein anderes Resultat vermuten liess.

Der zuständige Bildungs- und Kulturdirektor, Regierungsrat Michael Stähli, ist bis am Montag abwesend und war für Fragen nicht erreichbar.

Erschienen im Bote der Urschweiz
07.06.2024, Jürg Auf der Maur

Geschäft: Ausgabenbewilligung für die Bibliothek Werner Oechslin, Einsiedeln (Traktandum 10 an der Kantonsratssitzung vom 27. Juni 2024)

Bildnachweis:
Schulerst, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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