Der Kanton Schwyz hat als einziger Kanton kein Kulturgesetz. An einem Podium am Schoeck-Festival in Brunnen übten Kulturschaffende Kritik. Diese kontert nun Regierungsrat Michael Stähli.


Schwyz hat als einziger Kanton kein Kulturgesetz. Stört das nur die Kulturschaffenden oder Sie auch?

Ich sehe die Zusatzwirkung nicht, welche bestimmte Kreise mit einem Gesetz zu erhoffen scheinen. Wir haben eine klare Kulturförderstrategie und überprüfen laufend unsere Fördermassnahmen, damit wir sie den Bedürfnissen und neuen gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen können. Wir sind auch ohne Kulturgesetz sehr gut in der Lage, im Bereich der Kulturförderung die Aufgaben zu übernehmen, wie das andere Kantone tun.

Wieso wehrt sich das «offizielle» Schwyz so vehement gegen die Schaffung einer solchen rechtlichen Grundlage?

Gewisse Kreise glauben, man könne über ein Kulturgesetz den Rahmen der Kulturförderung beliebig weit öffnen und einfach alles möglich machen. Das kann man so wollen. Jedoch ist zu betonen, dass unsere Kulturschaffenden und Vereine mit der jetzigen, sehr gezielten und spezifischen Kulturförderung des Kantons zusammen mit dem Engagement der Gemeinden sehr wirkungsvoll unterstützt werden. Diese breite Förderung ermöglicht das heutige lebendige Kulturwesen im Kanton Schwyz. Ein Gesetz würde keinen Mehrwert bringen, hingegen die Handlungsräume unnötig einengen.

«Ein Gesetz würde keinen Mehrwert bringen, hingegen die Handlungsräume unnötig einengen.»

— Michael Stähli, Regierungsrat

Den Kulturschaffenden geht es nicht ums Geld, sondern um Verbindlich- und Planbarkeiten. Also weniger «Orientierungslosigkeit», wie es an einem Podium hiess?

Dieser plumpe Einwand ist unbegründet. Nur weil wir kein Gesetz haben, sind wir nicht orientierungslos. Die Kulturkommission hat sehr wohl eine klare Förderstrategie mit konkreten und gezielten Massnahmen. Die Planbarkeit ist somit gegeben.  

Die Kulturpolitik ist ist immer wieder ein Thema, in Ratings schliesst der Kanton sehr schlecht ab, weil er viel weniger Geld ausgibt als andere.

Die angesprochenen Ratings verzerren das tatsächliche Ausmass der Fördermassnahmen, weil dabei Äpfel mit Birnen verglichen werden. In vielen Kantonen tragen die Gemeinden und vor allem die Städte sehr viel zur Kulturförderung bei.

Kunstschaffende sehen ein «Ende der Ehrenamtlichkeit», auch bei der Laienkunst – von der Volksmusik bis zum Dorftheater. Wie in Sportvereinen drücken auch hier Nachwuchssorgen.

Unser Kulturwesen fängt im unmittelbaren Lebensumfeld, im lokalen Verein, auf der lokalen Bühne, im privaten Künstleratelier et cetera an und ist geprägt durch initiative Schwyzerinnen und Schwyzer, die viel Freiwilligenarbeit in den Vereinen oder im Privaten leisten. Die Kultur im Kanton Schwyz ist nicht von oben verordnet und von aussen importiert, sondern sie lebt ganz wesentlich aus den Menschen und aus unserer Landschaft heraus. Daher sind alle Akteure in ihrem Umfeld gefordert, den Wandel in die Zukunft zu meistern.

«Die Kulturkommission ist sich bewusst, dass nicht zuletzt nach Corona die Kultur- und Laienvereine unter Druck geraten sind.»

Michael Stähl, iRegierungsrat

Das heisst?

Die Kulturkommission ist sich bewusst, dass nicht zuletzt nach Corona die Kultur- und Laienvereine unter Druck geraten sind. Wir haben sie deshalb während der Coronazeit mit gezielten Massnahmen bei den Transformationsprojekten unterstützt und prüfen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung der Kulturförderung weitere konkrete Massnahmen.

Historiker Thomas Zaugg warnte vor «Antragspoesie». Könnte nicht genau das durch die Schaffung gesetzlicher Grundlagen eingedämmt werden?

Wenn Thomas Zaugg damit auf eine Beliebigkeit bei den Anträgen anspricht, so kann ich ihn beruhigen. Im Kanton Schwyz wollen wir, dass die Kulturförderung allen offensteht, aber wir haben klare Regeln formuliert, was wir unterstützen können und nach welchen Kriterien. Sogenannte «Wolkengesuche» gibt es bei uns nicht. Die Kommission ist mit sehr vielen Kulturvereinen und Kulturschaffenden in einem regelmässigen Austausch; man kennt die gegenseitigen Möglichkeiten und Grenzen. Auch wir haben ein grosses Interesse an einer längerfristigen, auf gegenseitigem Vertrauen basierenden Zusammenarbeit.

Die Anwesenheit vonseiten der Regierung wurde vermisst. Was sagen Sie dazu?

Das geäusserte Bedauern ist heuchlerisch! Die Einladung zu diesem Podium wurde uns erst wenige Tage vorher zugestellt. Zudem war ich an einem Anlass, bei welchem Kultur aktiv gelebt wird. Dies ermöglicht – im Gegensatz zu schöngeistigen Podien – einen direkten Austausch mit den Kulturschaffenden und eine konkrete Kulturförderung.

Erschienen im Bote der Urschweiz
06.09.2023, Jürg Auf der Maur

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